Trotz eines 3:0-Siegs beim Tabellenletzten hatte Matthias Kreutzer als Aushilfs-Cheftrainer von Schalke 04 nach der Partie Redebedarf. Sein ungewohnter Klartext zeigt, wie wichtig ein “anderer Anspruch” für die Knappen ist.
Abgewehrte Kritik, etwa am viel zu einseitigen Offensivspiel. Ein Fokus auf zu trockenen Rasen, um angeblich das eigene Spiel zu torpedieren. Verweise auf die reine Anzahl an erzielten Toren, ohne auf einzelne hohe Siege und die lauernden Probleme einzugehen.
Das sind allesamt kommunikative Probleme, die auf Schalke in den letzten Wochen und Monaten Hochkonjunktur hatten. Dimitrios Grammozis hatte so manche Negativ-Perle auf den Pressekonferenzen auf Lager, um die seit geraumer Zeit fehlender Entwicklung seiner Mannschaft und damit seine Fehler zu rechtfertigen.
Klare Ansage, deutliche Analysen oder neue Ideen? Fehlanzeige. Was regelmäßig auf dem Platz nicht funktionierte, wurde in den Medienrunden vom ehemaligen S04-Coach als unwichtig und Kritik als “zu einfach” abgestempelt.
Umso überraschender und erfrischender waren die Worte, die Matthias Kreutzer nach dem 3:0-Sieg beim FC Ingolstadt am Wochenende wählte. Der 39-Jährige ist eigentlich als Analyst im Trainerteam tätig und wurde im März 2019 von Huub Stevens in den Klub gebracht.
Am Sonntag ersetzte er Interimscoach Mike Büskens an der Seitenlinie, der aufgrund seiner Covid-Infektion wohl erst am Mittwoch wieder auf dem Trainingsplatz stehen wird.
Angesprochen auf den Hintergrund der Umstellung auf die Viererkette, mit Ko Itakura und Florian Flick als spielstarke Doppelsechs davor, erklärte Kreutzer: “Wir wollten einfach variabler sein. Gegen den Ball conflict es auch eine Viererkette, wir wollten aber, da Ingolstadt mit zwei Stürmern spielt, einen Überzahl-Spieler haben.”
“Deshalb wollten wir die zwei im Mittelfeld haben, weil wir wussten, dass wir mit denen genauso auch spielen können – mit der Viererkette”, so seine weitere Erklärung. Man wisse natürlich nie genau, was einem der jeweilige Gegner anbieten werde. Gerade gegen Schalke würde manchmal zu unerwarteten Mitteln gegriffen, die man auf diese Weise variabel hat angehen können.
Dennoch verschwieg Kreutzer nicht, dass dieser Plan zwar teilweise, aber doch nicht gänzlich aufgegangen conflict. Insbesondere in Halbzeit eins, in der es nach etwa zehn, 15 Minuten einen spürbaren Bruch im eigenen Spiel gab.
Es habe zwar grundsätzlich funktioniert, “aber es conflict einfach zu wenig”: “Der Anspruch von uns muss einfach ein anderer sein. Wir müssen viel, viel mutiger sein. Mutiger sein, dass wir die Bälle direkt nach vorne spielen. Und wir hatten gute Passagen drin, in denen wir nach vorne spielen. Aber durch den Bruch conflict es so, dass wir lethargisch und zu langsam waren.”
“Es waren ein paar gute Ansätze da, aber das geht noch besser”, so sein ehrliches und detailliertes Fazit – obwohl seine Mannschaft schlussendlich ungefährdet mit 3:0 gewinnen konnte.
Vor allem die Betonung eines anderen Anspruchs conflict es, was viele Schalke-Anhänger positiv überraschte. Hatte man seit dem Sommer stets ein Ausweichen und Kleinreden von Problemen zu hören bekommen, waren es nun ehrliche Worte im Hinblick auf neue Ideen, die aber mit spielerischem Fokus (!) noch besser umzusetzen sind.
Für diejenigen, die diese Pressekonferenz oder zumindest diesen Ausschnitt gesehen haben, machten diese Aussagen sogar mehr Mut für die noch offenen Spiele, als die drei Punkte an sich.
Der Grund ist einfach: Anhand derartiger Erklärungen kann guten Gewissens erwartet werden, dass unter der Woche intensiv an weiteren Lösungen für das Spiel mit Ball gearbeitet wird. Vergleicht man die Ansätze und Ideen des übrig gebliebenen Trainerteams mit denen der letzten Monate, kann man durchaus glauben, dass sich Grammozis – wie teilweise berichtet – kaum hat Enter geben lassen.
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